Arthur Eloesser und Jakob Wassermann
Die Leser der „Jüdisch-liberalen Zeitung“ hatten am 5. August 1931, es war ein Mittwoch, das Vergnügen, unter der Überschrift „Jakob Wassermanns Gegenwartstrilogie“ eine ausführliche Besprechung von Doris Wittner zu finden, nicht weniger als sechs Spalten „Unterm Strich“ lang. Doris Wittner (25. März 1880 – 12. März 1937) war die Tochter von Isidor Levy (15. Januar 1852 – 16. Februar 1929), der zwar vier Jahrzehnte für die „Vossische Zeitung“ tätig war, nie aber als Chefredakteur, bei bei Wikipedia behauptet. Er war, auch das ist bei Wikipedia nachzulesen, so etwas wie Chefkommentator, also Leitartikler, im Blatt. In dem seine Tochter für einige Jahre die Frauenbeilage redigierte, aber auch Literatur- und Theaterkritiken beisteuerte. „Von seinem Erstlingswerk „Die Juden von Zirndorf“ an über die „Geschichte der jungen Renate Fuchs“, die dem klugen, wie ein literarischer Seismograph funktionierenden Arthur Eloesser zum bewegten und erregenden Anlaß wurden, Jakob Wassermann in die Ehrenlegion der deutschen Belletristen einzuführen, ist Wassermann von Werk zu Werk tiefer eingedrungen in das Dschungel geheimnisvoller Schöpferkraft und schöpferischer Geheimnisse.“ Das ist nicht mehr und nicht weniger als eine überaus freundliche Rollenbeschreibung für Eloesser im Leben Wassermanns.
Und tatsächlich ist Wassermann einer der wenigen Autoren, die Eloesser mehr als dreißig Jahre lang kritisch begleitet hat, selbst das wenig bedeutende dramatische Schaffen des am 10. März 1873 in Fürth bei Nürnberg Geborenen, war ihm zweimal Gegenstand. Vor allem aber dessen Romanen und gelegentlich Erzählungen wandte sich der Kritiker immer wieder zu, so dass er, als er den zweiten Band seiner Literaturgeschichte, „Die deutsche Literatur von der Romantik bis zur Gegenwart“ zu Papier brachte, für die Wassermann gewidmeten Seiten auf einen soliden Fundus eigener gedruckter Äußerungen zurückgreifen konnte. Gleich die erste Äußerung des Kritikers zu Wassermann galt dessen „Hockenjos oder die Lügenkomödie“, im Druck 1898 erschienen. Ein weiteres Stück, „Lorenza Burkmair. Ein Karnevals-Stück in drei Akten“ kommt in der Reihe der selbständigen Veröffentlichungen Wassermanns sogar noch vorher, ebenfalls 1898, beide im Rubin-Verlag München. Es scheint nie gespielt worden zu sein, der Autor baute später daraus ein Opern-Libretto. Was Eloesser auf der Berliner Sezessionsbühne sah, war die zweiaktige Fassung der Lügenkomödie. Gespielt wurde sie nach Hugo von Hofmannsthals „Der Thor und der Tod“ am 23. Oktober 1900. Ob der Kritiker Näheres von der Uraufführung in Breslau, Juni 1899, wusste, ist nicht überliefert.
Er referiert den Inhalt der Komödie, die zunächst drei Akte umfasste, später zwei offenbar in einem Zwischenschritt, um in einem weiteren Bearbeitungsgang auf einen Akt reduziert zu werden: „Das Stück spielt in Schopfloch, einem Nestchen im schwäbischen Mittelfranken. Der Bürgermeister will durchaus einen Orden haben, und da es einen solchen bei einer Denkmalsenthüllung am sichersten giebt, so muß ein großer todter Schopflocher gefunden werden, dem man die marmorne Unsterblichkeit bereiten kann. Man verfällt auf den versoffenen, verlumpten Maler Hockenjos, der sich an einer Südseeexpedition betheiligt hat, um seinen Gläubigern und seiner Frau zu entgehen. Das Schiff ist glücklicherweise untergegangen. Während der Grundstein gelegt ist, erscheint der todte Hockenjos, der nur bis Nürnberg gekommen ist, zum Schrecken des Bürgermeisters und vor allem der trauernden Wittwe. Während seine Apotheose mit Reden, Böllerschüssen und Fahnenschwenken beginnt, wird der ungeladene Störenfried mit einer beträchtlichen Entschädigung nach Amerika abgeschoben.“ Gut elf Jahre später, gedruckt am 11. November 1911, erinnert er sich womöglich falsch an die frühere Fassung, jedenfalls ist ihm der Hockenjos erst jetzt ein Maler, vorher nur ein Vagabund, obwohl er ihn selbst schon 1900 ausdrücklich als Maler bezeichnete.
1911 blickte Eloesser auf Wassermanns „ersten kleinen Seitensprung in Dramatische“ zurück, die Komödie, „die mir eine liebenswürdige Erinnerung geblieben ist“, fußte auf einem sehr guten Einfall, so gut, dass er „in den verflossenen zehn Jahren so vielen Bühnenschriftstellern eingefallen ist“. Leider nennt er nicht ein einzigen Namen als Beleg, sonst wäre Wassermann womöglich gar als großer Anreger in die deutsche Bühnengeschichte eingegangen. Tatsächlich hat ihn der maßgebende Historiker Günther Rühle in seinem umfänglichen „Theater in Deutschland 1887 – 1945“ überhaupt nicht als Autor der Bühne erfasst, nennt den Namen nur ein einziges Mal im Zusammenhang mit der Preußischen Akademie. Eloesser schreibt den Beifall 1911 nicht der Komödie zu. Wassermann habe „eine Huldigung empfangen“, eine jedoch, „die in dieser Überzeugtheit nur dem literarischen Rang des Romanciers gelten konnte.“ Man spielte im Kleinen Theater damals nicht allein den „Hockenjos“, sondern vorher noch sein „Gentz und Fanny Elßner“, und danach „Lottchens Geburtstag“ von Ludwig Thoma. Thomas Einakter sind anders als die Bühnenwerke Wassermanns immer wieder einmal aufgelegt worden, beispielsweise in der Serie Piper, Band 1302: Ludwig Thoma, Dichter und Freier. Fünf Einakter, Februar 1992.
„Gentz und Fanny Elßler“ findet sich nach dem Erstdruck in „Die ungleichen Schalen. Fünf einaktige Dramen“ (S. Fischer 1912) meines Wissens in keiner herkömmlichen Neuauflage. Man kann einen Nachdruck von 2013 jedoch in der Reihe der Hamburger „Tredition Classics“ im Book-on-Demand-Verfahren bestellen. Arthur Eloesser war mit Stück und Aufführung unzufrieden: „Dieser Gentz war doch eigentlich ein großer Zyniker, und ich hätte von ihm mehr Unterhaltung als Aufforderung zum Weichwerden erwartet.“ Der „Hockenjos“ war ihm 1900 nur „eine leichte Burleske, die viel versprach und wenig hielt“. Da war die liebenswürdige Erinnerung von 1911 noch nicht abzusehen. Wohl aber formulierte der Kritiker ein Bühnengesetz: „Die Schauspieler sollen sich hüten, mit zu vollem Munde, mit aufgeblasenen Backen zu spielen. Es kommt nicht darauf an, daß sie lustig sind, sondern daß das Publikum es wird.“ Zu großer Form aber forderte Jakob Wassermann seinen Kritiker mit dem Roman „Die Geschichte der jungen Renate Fuchs“ heraus. Schon in der ersten Theaterkritik nannte er ihn einen „der besten Romane, die in den letzten Jahrzehnten in deutscher Sprache geschrieben worden sind.“ Und in der Sonntagsbeilage Nummer 8 der Vossischen Zeitung vom 24. Februar 1901 wandte er sich diesem Buch ausführlicher zu.
Der Buchausgabe war ein Vorabdruck in der „Neuen Rundschau“ vorausgegangen, die ersten sieben Hefte des Jahrgangs 1901 brachten 217 Seiten Wassermann, die Besprechung Eloessers erschien also schon, als erst zwei Fortsetzungen gedruckt waren. Das euphorische Lob stammt ganz und gar aus einer Zeit, da das spätere Buch noch gar keine Leser gehabt hatte. Fast folgerichtig, könnte man meinen, hat nie jemand später die übergroße frühe Begeisterung Arthur Eloessers gerade für diesen Roman auch nur annähernd bestätigt. Rolf Vollmann kennt in seinem „Roman-Verführer“ nur „Die Juden von Zirndorf“, den „Caspar Hauser“ und den „Fall Maurizius“, der DDR-Romanführer stellt „Das Gänsemännchen“, „Christian Wahnschaffe“ und „Der Fall Maurizius“ vor, Reclam Stuttgarts Romanlexikon beschreibt „Die Juden von Zirndorf“, „Caspar Hauser oder Die Trägheit des Herzens“, „Das Gänsemännchen“, „Christian Wahnschaffe“, „Das Gold von Caxamalca“, „Der Fall Maurizius“, „Etzel Andergast“ und „Joseph Kerkhovens dritte Existenz“. Von der „Geschichte der jungen Renate Fuchs“ also weit und breit keine Spur. Und als Marcel Reich-Ranicki viele Jahre später seine Reihe „Romane von gestern heute gelesen“ ins Leben rief, war Wassermann dreifach vertreten. Auserwählt nur „Caspar Hauser“, „Das Gänsemännchen“ und „Der Fall Maurizius“.
Ganz am Ende seiner sehr langen Besprechung präzisiert Eloesser seine ältere Aussage von den Jahrzehnten, in denen kein solcher Roman erschien: jetzt ist ihm die „Effi Briest“ des alten Fontane die Wegmarke, seit dessen Buch „ist in diesem Frauenroman zum ersten Male wieder ein Kunstwerk zu begrüßen und ein Künstler, der menschlich tief und reich genug scheint, um eine Entwicklung zu noch reiferen Werken zu versprechen.“ Der Kritiker umschreibt nun auch seine Absichten: „Manche sinnende Stirn wird sich darüber beugen, manches Auge wird sich feuchten, und aus verschütteten Tiefen wird eine wehmütige Bejahung aufsteigen. Ueber den Glanz seiner bildnerischen Phantasie, über die Pracht seiner Sprache will ich nicht weiter reden, nachdem ich schon einige Proben gegeben habe. Es kam mir auch nicht darauf an, das Buch nachzuerzählen oder zu analysieren, sondern ihm Freunde zu erwerben und dem Leser zu sagen, was ihn an ästhetischer Freude und menschlichem Gewinn erwartet.“ Werbung in eigener Sache könnte man das auch nennen, denn Arthur Eloesser war 1901 selbst schon ein gestandener Mitarbeiter der „Neuen Rundschau“, die den Vorabdruck veranstaltete und hatte für die „Vossische Zeitung“ die Wahl der Fortsetzungsromane in der Hand. Für deren Leser holte er sehr weit aus an jenem Beilagen-Sonntag.
Er hielt sich tatsächlich nicht lange auf bei der Wiedergabe der Handlung, sondern gab sich erst einmal alle Mühe, das Phänomen einer bestimmten Frauenliteratur zu beschreiben, der er wohl alle Berechtigung zugestand, die er aber in entscheidenden Punkten sehr kritisch sah: „Im trügerischen Zusammenhang werden in diesen Büchern Rechtsforderungen und Glücksforderungen gestellt, und die armen Heldinnen, die nach zu vielem gegriffen haben, stehen am Schlusse gewöhnlich da mit leeren Händen und mit leerem Herzen. … Die Frauen stacheln sich gegenseitig auf, aber es ist, als ob sie einander nicht helfen und nicht einmal sich trösten könnten. … Die Noth der Frauen war mehrfach aufs schärfste beobachtet, glänzend wiedergegeben, aber diese Schilderungen blieben bei der Misere, sie vertieften sich nicht zur Tragik, und sie haben darum keinen Trost, keine Versöhnlichkeit und Gerechtigkeit.“ Selbst heutige Leser werden bis hier leicht folgen können, dafür dürfte folgende Passage auf Widerspruch stoßen: „Solche Schätze zu heben, aus der Seele des Weibes zu heben, war immer nur Männern vergönnt, die sich bisher noch als die besten Frauenkenner bewährt haben. Goethes geringste Frauengestalt hat mehr zu sagen als Frau v. Staëls gefeierte Corinna, George Sands geistreiche, leidenschaftliche Damen wiegen die eine Madame Bovary ihres Freundes Flaubert nicht auf“.
Es steht zu vermuten, dass so der Geschichte der Renate Fuchs keine Freunde neu gewonnen werden können: „Doch es ist, als ob sich über diesen Roman nicht mit gewöhnlichen Worten sprechen ließe, und es kommt auch auf diese realen Vorgänge nicht an, die ich deshalb so kurz wie möglich angedeutet habe. Das Buch hat eine ganz eigenartige Schönheit, es ist wie ein Traum, wie eine bange Vision. Alles kommt auf uns zu mit der größten Deutlichkeit, jede Bewegung ist ganz momentan, höchst ausdrucksvoll, und dennoch erscheint alles unwirklich, als ob es gar nicht zu sein brauchte, als ob es von einem Hauche fortgeweht werden könnte.“ Der Kritiker erkennt Bezüge zur Romantik, ohne sie schon zur modischen Zeiterscheinung zu erklären. Erst der größere Überblick erlaubte schließlich, in einer näherungsweise so benannten „Neoromantik“ eine der Reaktionen auf den zeitweise Dominanz ausübenden Naturalismus zu sehen in einer Epoche, die insgesamt ein Faible für „Neostile“, nicht zuletzt in der Architektur, entwickelte. „Wir wollen nicht verstehen, wir wollen verstanden sein.“ Dieses Wort könnten als Motto über dem ganzen Roman stehen. In diesem Buche sind noch viele andere Frauen ein dumpf klagender Chor von hoffenden, verzweifelnden, mißbrauchten, enttäuschten, fluchenden, weinenden, höhnenden Frauen.“
Noch 30 Jahre später greift Elossser im Band II seiner Literaturgeschichte auf eine seiner alten Formulierungen zurück. 1901: „Wenn zwei Frauen zusammen sind, werden sie unweiblich, sagt dieser feine Psychologe. Sie geht auch nicht wie andere, um zu fordern, um zu erobern, sondern um zu geben, um sich ganz hingeben zu dürfen.“ 1931: „Wenn zwei Frauen zusammen sind, sagt hier ein feiner Satz, werden sie unweiblich. Ihr neuer Troubadour versprach ihnen nicht Rechte, sondern Glück, Beglückung durch den Mann, für den ihre Seele sich bewahrt hat.“ In seiner Abhandlung „Literatur“ in Kaznelsons „Juden im deutschen Kulturbereich“ macht Eloesser aus seiner ganz persönlichen Sicht eine allgemeinere: „Durch seinen ersten modernen Roman „Geschichte der jungen Renate Fuchs“, der von seiner Generation enthusiastisch empfangen wurde, schwebte es wieder von solchen messianischen Stimmungen.“ Tatsächlich hat die Figur des Agathon im Roman solche Züge sehr massiv und wie er auf Renate einwirkt, könnte auch ein Therapeut reden, der aus dem esoterischen Umfeld kommt. Es wäre sehr schön, wenn der Kritiker seine Generationssicht persönlicher gemacht hätte, so bleibt man bei Interesse auf Spekulationen angewiesen, darf aber auf jeden Fall ein aus gegenwärtiger Sicht ziemlich konservatives Frauenbild unterstellen.
Jakob Wassermann hat vor allem mit seinen frühen Werken Arthur Eloesser zweifellos mehr berührt und angesprochen, als der in seiner Eigenschaft als professioneller Kritiker sich zuzugeben erlaubte. „Der Dichter Jakob Wassermann hat zwei große Eigenschaften, einen rücksichtslos vordringenden Verstand von der zersetzenden Schärfe, die selbst die innigsten Verbindungen in ihre elementaren Bestandtheile auflöst, und die sehnsüchtige Leidenschaft, die immer wieder neue Schleier tröstenden Glaubens webt, um das letzte tiefe Leid der Kreatur mit frommem Schauer zu verhüllen. Die beiden Eigenschaften stammen aus tiefer menschlicher Erfahrung, und das in einer sonderbaren Mischung aus Kälte und Wärme verhaltene Buch wendet sich auch an die Erfahrenen und Reifen, an die Enttäuschten und wieder gläubig Gewordenen, die den Sinn des Lebens begriffen haben.“ Noch 1919, bei Gelegenheit seiner Besprechung des Romans „Christian Wahnschaffe“ für die Deutsche Rundschau, gönnt sich Eloesser einen autobiographisch-nostalgischen Rückblick auf sein Renate-Fuchs-Erlebnis und es wird offenbar, wie konsequent er eigene kritische Vorleistungen nutzte für die resümierende Sicht seiner Literaturgeschichte zehn Jahre später. Was dort ausführlicher behandelt wird, fußt immer auf schon veröffentlichten Einzelkritiken.
„Als Jakob Wassermann seine Geschichte von der jungen Renate Fuchs schrieb, die ihn zwar nicht von einem Abend bis zum Morgen, wohl aber in einigen Wochen zum berühmten Schriftsteller machte, zögerte ich nicht, mich in die schöne Frau mit der schlafenden Seele zu verlieben, die nach manchen Verirrungen erst durch die Liebe erweckt und entsühnt wird. Wassermann war damals fünfundzwanzig Jahre alt und ich ihm nur um wenige Jahre voran; er gab uns ein Buch der Wehmut, ein musikalisches Buch mit dem Brio eines melancholischen Saitenspiels, in das eine ganze Generation ihre Seufzer, ihre Erwartungen, ihre messianischen Hoffnungen hineingehaucht zu haben schien.“ Schon wenig später war Jakob Wassermann dem Berliner Kritiker regelrecht böse, „wie streng ist dieser Mann, unnachsichtig streng. Er rächt sich beständig dafür, dass er mich einmal gepriesen hat, woran ich unschuldig bin. Er will immer das andere, gerade das, was ich nicht gemacht habe … So grantig ist er, so grantig!“ Die Klage ging an seinen Verleger S. Fischer im Jahre 1906 und es wird zu untersuchen sein, ob Arthur Eloesser tatsächlich auf einem Rachefeldzug war gegen Jakob Wassermann oder nur einfach sah, was nur absichtsvoll übersehen werden durfte.
Eloessers Äußerungen zu Wassermann verblüffen auch nach der sehr ausführlichen zur „Geschichte der jungen Renate Fuchs“ noch mehrfach mit ähnlichen Umfängen. Das betrifft die Romane „Der Moloch“ und „Die Masken Erwin Reiners“, die Erzählungen „Die Schwestern“, kaum nennenswert knapper aber auch „Christian Wahnschaffe“ und „Etzel Andergast“. Seinen Glückwunsch zum 60. Geburtstag Wassermanns begann Eloesser in der Vossischen Zeitung so: „Er hat den heißesten Atem von allen deutschen Erzählern, die verwegenste Erfindung, die trächtigste Phantasie, er ist der Dichter, der aus eigenster Kraft in uns verlorengegangenen Mythos wieder ersetzen möchte.“ Und auch der Schluss des mit dem Ur-Kürzel A. E. unterzeichneten Grußes sei zitiert: „... und er hat auch neben Thomas Mann das meiste getan, um das Ansehen des deutschen Romans zu einer ihm noch nie bewilligten Weltgeltung zu erheben. Dafür ist ihm die Nation Dank schuldig, wenn sie überhaupt noch durch Männer des Geistes, durch Führer des inneren Lebens vor der Welt vertreten sein will.“ Kaum jemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass dem Tod des Gefeierten am 1. Januar 1934 das ihn feiernde Traditionsblatt nur ein Vierteljahr später folgen sollte. (wird fortgesetzt)