Friedrich Michael zum Gedenken (4)

Fast 82 Jahre alt war der in Ilmenau geborene Friedrich Michael, als er den Namen seiner Geburtsstadt in die renommierteste Tageszeitung der Schweiz trug, in die Neue Zürcher Zeitung. Am 25. August 1974 fanden die Leser des Flaggschiffs des eidgenössischen Journalismus einen Beitrag in ihrem Blatt, der die Überschrift trug „Ilmenau. Wo Goethe seinen letzten Geburtstag feierte“. Michael, nach dem Krieg lange Jahre Chef des westdeutschen Insel-Verlages, überraschte damals unter anderem mit dem Satz: „Goethe hat – merkwürdiges Zahlenspiel – jeweils im Abstand von 18 Jahren seinen Geburtstag in Ilmenau verlebt: 1777 – 1795 – 1813 – 1831.“ Goethes heutiger Geburtstag ist vielleicht ein guter Anlass, sich dies ins Gedächtnis zu rufen. Denn nur der letzte Geburtstag von 1831 ist wirklich in die fortwirkende Literaturgeschichte eingegangen, jüngst erst wieder in dem allseits gelobten Buch von Sigrid Damm „Goethes letzte Reise“.

Dass aber auch ein gebürtiger Ilmenauer, eben Friedrich Michael, in seinem eigenen literarischen Schaffen über mehr als 50 Jahre immer wieder auf Goethe zurückkam, ist weniger bekannt. 1939 stellte er ein „Kursbuch der Goethe-Zeit“ vor und führte damit den vielen Goethe-Freunden sehr anschaulich vor Augen, wie genau der Geheimrat bereits Postwege planen konnte und wie zeitig er auch planen musste. Denn ein Brief nach Neapel brauchte von Berlin 16 Tage. Mit Goethes Begriff von „Weltliteratur“ befasste sich Michael bereits 1920, als er Ilmenau noch nicht lange verlassen hatte. Goethes Studium des Bordesholmer Altars interessierte ihn im Jahr 1937, der Autographensammler Goethe war Gegenstand eines Feuilleton aus dem Jahr 1961. Die ganze Liebe des Lesers und Verlegers Michael zu Goethe offenbart ein langer Beitrag für das „Schweizer Journal“, in zwei Fortsetzungen über den Jahreswechsel 1942/1943 erschienen.

Darin stellt er die private Sammlung Kippenberg vor, den einmaligen Goethe-Schatz des Insel-Gründers Anton Kippenberg. Goethe-Anekdoten präsentierte Michael im „Insel-Almanach auf das Jahr 1921“, über „Goethes Zorn“ informierte er die Leser der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im Jahr 1972. Und als die an dieser Stelle im Mai bereits erwähnten Sammelbände mit den kleinen Arbeiten Michaels zusammengestellt wurden, sie heißen „So ernst wie heiter“ und „Der Leser als Entdecker“, fand auch ein Text Aufnahme, der vorher noch nicht veröffentlicht worden war. Er heißt „Das schwarze Rabenaas“ und setzte Goethes Diener Stadelmann ein humoriges Denkmal.
Zuerst veröffentlicht in: THÜRINGER ALLGEMEINE, Ilmenau am 28. August 2008,
Überschrift der Redaktion: Und immer wieder Goethe


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