Parkhaus? Aber immer!
Am dritten Tag des neuen Jahres will ich noch einmal auf ein Thema des alten zurückkommen, weil ich heute, ich will ehrlich sein, gar nicht da bin. Ich bin in einer Stadt, die unbedingt eine Brücke bauen will über einen Fluss, der Elbe heißt. Dort müsste Gretchen ihrem Faust, soll der nicht mit dem Finger auf sie zeigen, die Frage stellen: Wie hältst du's mit dem Weltkulturerbe? Und es wäre eine Frage, auf die es nur eine einzige Antwort gibt.
Weil ich also in der schönen Stadt Dresden weile, wie weiland schon viele andere Persönlichkeiten, deren Bedeutung später nicht immer davon abhängig gemacht wurde, in Dresden gewesen sein sein, will ich eine Liebeserklärung an unser Ilmenauer Parkhaus in die weite Welt des World Wide Web platzieren. Parkhaus, ich liebe dich. Ich benutze dich bisweilen sogar, obwohl ich Ilmenauer bin und obwohl es ringsum so herrliche Parkflächen gibt wie die auf dem Dach des Kauflandes. Wo wild gewordene Strickmützen-Omis mit einem blauen Schild am Ende der Auffahrt ebenso wenig umgehen können wie mit dem Lenkrad beim Rückwärtseinparken.
Ich liebe dich, Parkhaus, weil ich immer, wenn ich dich nutze, an die äußerst zahlreichen Parkhäuser in diversen Städten Europas denke, die mich schon davor bewahrt haben, alle zwanzig Minuten eine Münze in einen seltsamen Hydranten werfen zu müssen. Parkhäuser, die mein Auto vor zu viel Wärme im Sommer, zu viel Kälte im Winter schützten und oft sogar nicht einmal Geld kosteten, weil ich die Gebühr oben im netten Einkaufstempel in nächster Nachbarschaft erstattet bekam.
In dem lieben kleinen Land Schweiz haben Ort von der Größe Langewiesens meist, von der Größe Stadtilms eigentlich immer eine Tiefgarage oder ein Parkhaus und man würde dort wahrscheinlich erstaunt gucken, wenn einer fragte, wie denn die Bürger das annehmen. Für die Bürger wird nämlich, so weit ich das sehe, ein solches Bauwerk erst in dritter Linie errichtet. Es bietet sich den Gästen dar, die von mehr oder minder weit her kommen.
Wären die Inhaber dieser Bauwerke so raffgierig, wie sie dem Willen einzelnen lustiger Stadtrats-Burschen in Ilmenau nach sein sollten, damit die Stadt noch etwas daran verdiene, dann würden die Gäste vielleicht sagen: Was ist das denn für eine beknackste Stadt?? Nie wieder komme ich hierher und ich werde allen Verwandten und Freunden bis sechsten Grades abraten, je dorthin zu fahren.
Und nun noch zu den Gefahren, die das Jahr 2009 in sich birgt. Zur Apokalypse, die uns alle erwartet, wenn die Prognostiker nicht wieder wie immer irren, kommt noch eine Gefahr, die sich bisher erst am Horizont abzeichnet. Eine kleine in Suhl erscheinende Zeitung arbeitet öffentlich, aber unbemerkt daran, das Thüringer Gaststättenwesen komplett aufzumischen. Zum wiederholten Male lässt sich ein leibhaftiges Mitglied der zweiköpfigen Chefredaktion dazu hinreißen, geschriebene Sülze über ein Kneiplein zu gießen.
Wir ahnen alle schon ein wenig, dass irgendwann der Boss der beiden Herren einen Essay ziselieren wird an seiner Tastatur, den er dann bei eigenhändiger Vorstellung des Buches mit den gesammelten Presskopf-Produkten als besonders gelungen zu erwähnen nicht vergessen wird. Ähnlich hat das schon einmal geklappt und vielleicht ist ja auch wieder irgendein Koch bereit, olympiasiegerartig Hosianna zu schreiben. Auf die Idee, in einem sich „Barolo“ nennenden Haus mit Wasser Schlagzeilen zu machen, muss man erst einmal kommen.
Möge dieses Jahr voller Jubiläen uns nicht schon nach vier Wochen zum Halse heraus hängen, dazu hat es 365 volle Tage Zeit.
Zuerst veröffentlicht am 3. Januar 2009 in: Ullrichs Ecke