Arthur Eloessers Rundschau in der Neuen Rundschau
Meine Entdeckung hätte auch jeder andere machen können und, mit identischer Wahrscheinlichkeit, jede andere. Nur haben sie eben nicht, weder die einen noch die anderen. Sie haben sich weder mit dem Mann noch mit dem Thema beschäftigt. Sie suchten nicht, also fanden sie auch nicht. Während mir, fast ständig auf der Suche seit mittlerweile fünf Jahren, Arthur Eloesser kein Buch mit sieben Siegeln mehr ist. Viel mehr als fünf Siegel, kleine Eitelkeit, waren es vermutlich nie. Und so kam ein 8. März 2023, da ich den geschützten Archivbereich der „Neuen Rundschau“ per Zugangscode und Passwort betrat, um etwas völlig anderes zu suchen. Landete aber, ähnlich wie ein gewisser Kolumbus (viel zu blumig, bemerke ich nebenher) an einer unbekannten Küste. Er: sie für West-Indien haltend, worunter ganze Bevölkerungsgruppen bis heute leiden dürfen, die man erst Indianer nannte, später Indigene. Das Indi ist sehr hartnäckig. Es war aber, wissen Schnellkursteilnehmer des vierten Bildungsweges in SPD-geführten Ländern aus dem Stand, Amerika. Genannte Menschen dürfte man also gern auch Amerigene nennen, was wiederum einem gewissen Amerigo Vespucci zu viel Ehre antäte, der letztlich auch nur ein vergleichsweise alter weißer Mann war und blieb.
Neugier ade: am einstigen Weltfrauentag las ich unter dem Kürzel „E – r“ etwas, was mir bekannt vorkam, vertraut wirkte. Ich verdächtigte als Träger des Kürzels umgehend Arthur Eloesser, der 1897 erstmals als Autor der „Neuen Rundschau“ aufgetreten war und solcher über einen langen Zeitraum auch blieb. Das Jahr 1900 inklusive. Das weist das lobenswerte Register der NR, so ihr handelsübliches Kürzel, höchst nutzerfreundlich aus. Man kommt zwischen den Heften 7/1897 und 9/1932 auf eine stattliche Zahl von 61 Beiträgen. Nimmt man alle Beiträge, die unter dem Kürzel „E – r“ erschienen, hinzu, man kann die fehlenden Buchstaben leicht ergänzen, wächst das Volumen um 28 Beiträge, erhöht sich also um knapp 50 Prozent. Dies zu erfahren, ist für Eloesser-Freunde wie Eloesser-Forscher nicht irgendein Kenntniszuwachs, es ist ein gewichtiger Text-Corpus, der nicht zuletzt sogar eine Reihe von autobiographischen Bezügen aufweist. Sie wären anders kaum zu gewinnen, da es, das muss hartnäckig angelegentlich wiederholt werden, keinen Nachlass von ihm, auch keine Archive des Verlags und der Zeitung, für die er am längsten arbeitete, der Vossischen, mehr gibt. Die „neuen“ Kürzel-Texte beginnen in Heft 1/1900 und enden mit dem Heft 4/1904.
Die Frage, warum ein Autor, der schon dreizehn namentlich gezeichnete Arbeiten in der Neuen Rundschau publizierte, plötzlich zu einem Kürzel greift, ist scheinbar leicht zu beantworten. Im vierten Quartal 1899 trat Arthur Eloesser seine Tätigkeit als angestellter Kritiker bei der Vossischen Zeitung an, dort etablierte er für sich das Kürzel, das er bis zu seinem Ausscheiden (und dem endgültigen Ende des Traditionsblattes am 31. März 1934) beibehielt: A. E. Wie sein großer Vorgänger Theodor Fontane, der über fast drei Jahrzehnte immer als Th. F. präsent blieb. Ob es nachvollziehbare Gründe gab, im Verlag von S. Fischer nicht auch als A. E. aufzutreten, wenn der volle Name es eben nicht sein sollte, ist nicht bekannt. In den genannten Kürzel-Jahren 1900 – 1904 gab es immerhin auch sieben namentlich gezeichnete Arbeiten, die im NR-Register alle auffindbar sind. Was sich nicht erschließt: dieses Register weist auch und zwar zweifach, das Kürzel aus, allerdings nicht in der Schreibweise der jeweiligen Ausgaben jener Jahre, sondern als „E.-R.“. Dort sind allerdings nur 16 von tatsächlich 28 vorhandenen Beiträge ausgewiesen. Das einende Band für alle 28 heißt schlicht „Rundschau“, ist jahrelang eine feste Rubrik in den monatlichen Ausgaben.
Sie setzt in gewisser Weise für Eloesser fort, was er im November 1897 (Heft 11) begonnen und im November 1898 (Heft 11) beendet hatte: die Zeitschriften-Rundschau. Die für ihn, nicht innerhalb der Zeitschrift, neue Rubrik gibt ihm mehr Freiheit, er kann in ihrem Rahmen sowohl weiterhin Zeitschriften-Inhalte vorstellen und besprechen, aber sich auch Büchern zuwenden, die er (oder die Redaktion) für wichtig halten. Selbst Theaterkritiken sind nicht ausgeschlossen. Eloesser hat aber, entweder von selbst oder auf Anraten des zuständigen Redakteurs Oskar Bie, darauf verzichtet, seinen Hauptjob bei der Vossischen Zeitung dauerhaft einer Art von Zweitverwertung auszusetzen. Immerhin unternahm es gleich seine allerersten Rundschau, auch den Theaterkritiker vorzuführen. Er sah am 10. Dezember 1899 in der Berliner Sezessionsbühne zuerst „Der Besiegte“ von Wilhelm von Scholz, 1899 entstanden, danach „Der Kammersänger“ von Frank Wedekind, es war die Uraufführung. Von den großen Kritiker-Kollegen erlebte sie auch Alfred Kerr, drei Jahre älter als Eloesser und im Juli 1899 noch dessen Gast in Paris „in seinem luftigen Arbeitszimmer auf halber Höhe des Montmartre“. Für die Vossische Zeitung schrieb Eloesser in beiden Fällen nicht.
So nimmt es nicht wunder, dass nur ein einziges Mal doch gesehen werden kann, wie der Kritiker in Heft 10/1901 auf zwei Dramatiker anlässlich der Eröffnung der Theater-Saison im Berliner Schiller-Theater eingeht, zu deren neu inszenierten Stücken er sich bereits geäußert hat. In der NR trägt der Beitrag die Überschrift „Die Kronprätendenten“ und ist einziger Gegenstand dieser Rundschau. Zu Ibsens „Die Kronprätendenten“ waren in der Vossischen Zeitung Nummer 409 vom 1. September 1901 eine Nachtkritik, in der Nummer 410 vom 2. September eine ausführliche Kritik erschienen. Zu Björnsons „Laboremus“, 1901 zuerst bei Albert Langen in München gedruckt, findet sich die Kritik in Nummer 421, der Morgenausgabe vom 8. September. Eloesser verdoppelt jetzt gerade nicht seine Inszenierungskritiken, sondern spricht lieber über das Verhältnis der beiden Norweger zueinander und in der norwegischen wie europäischen Öffentlichkeit. Er sieht beide selbst als Kronprätendenten, das Björnson-Stück empfindet er dabei als einen fürchterlichen Irrtum eines genialen Mannes. Dass die nordische Literatur, insbesondere natürlich ihre Bühnenwerke, den Kritiker immer wieder beschäftigt hat, ist leicht nachzuweisen. Ihre Hauptvertreter lebten alle noch.
Nach derzeitigem Kenntnisstand schrieb Arthur Eloesser allein 52 Theaterkritiken zu Henrik Ibsens Stücken, beginnend am 18. März 1900 in der Vossischen Zeitung, endend am 6. März 1934 in der Jüdischen Rundschau. Schon sein 70. Geburtstag hatte ihm Anlass geliefert für einen Beitrag im Maiheft der Neuen Rundschau, 1906 folgte ein dreiteiliges Porträt, 1907 zwei Teile zum Leben und zu Ibsen-Büchern. Dagegen nehmen sich fünfzehn Theaterkritiken zu Björnson fast bescheiden aus, begonnen am 25. März 1900, endend am 23. April 1933. Dem 100. Geburtstag von Björnson 1932 widmete Eloesser einen besonderen Artikel. Ibsen starb 1906 als erster, Björnson folgte 1910 und 1912 schließlich August Strindberg, um den es hier aber nicht geht. In Heft 5/1902 erscheint Eloesser zum dritten und letzten Male als Theaterkritiker, er bespricht „Francesca da Rimini“, ein Stück von Gabriele d'Annunzio aus dem Jahre 1901, in der Titelrolle Eleonora Duse, die er zu alt für die Rolle fand (sie war 44 Jahre alt). Das Stück selbst nervte ihn wegen des falschen Umgangs mit Geschichte und auch wegen Überlänge, es ist für ihn schlicht eine misslungene Tragödie. Für die Vossische Zeitung hat er sie nicht besprochen, so weit lückenhafte Bestände dies hergeben.
Eine weniger substantiell als formal wichtige Änderung in der Organisation der Rundschau in der Rundschau gab es mit dem Jahreswechsel 1900 auf 1901. Bis zum Ende 1900 hat Arthur Eloesser die große Mehrzahl aller Ausgaben als alleiniger Verfasser bestritten. Mit Beginn des Jahres 1901 ist er nicht mehr in allen Ausgaben vertreten und in aller Regel nur mit jeweils einem Thema. An seine Seite treten, durch ihre Kürzel leicht identifizierbar, der verantwortliche Redakteur Oskar Bie (O.B.) selbst, der auch für die Vossische Zeitung arbeitende Max Osborn (M.O.) sowie Felix Poppenberg (F. Pg.). Später arbeitet auch Monty Jacobs für die Rundschau, zeichnet aber anders als die Kollegen mit vollem Namen. Mit Ausgabe 2/1901 sind Zwischenüberschriften üblich geworden, Eloessers Anteile heißen dann beispielsweise „Das Liebesleben in der Natur“, „Rochefort“, „Die letzten Zolas“ oder „Kaiser Wilhelm und Bismarck“. „Die letzten Zolas“ (Ausgabe 8/1901) waren es, die mir den schlüssigen Beweis lieferten, wer sich hinter dem Kürzel „E-r“ verbarg, denn im Zola-Kapitel seines 1904 bei S. Fischer in Berlin erschienenen Buches „Literarische Porträts aus dem modernen Frankreich“ tauchen die Formulierungen aus der Rundschau wörtlich wieder auf.
Auch ein früheres Heft hätte den Beweis bereits liefern können. In Ausgabe 11/1900 verweist „E-r“ auf einen zwei Jahre alten eigenen Beitrag über Arthur Rimbaud „in einer mittlerweile verstorbenen Monatsschrift“, den ich freilich bisher nicht identifizieren konnte. Immerhin: im November 1900 ging Eloesser auf zwei Publikationen ein, die sich mit dem Problem der Homosexualität in der Literaturgeschichte befassten; Julius Hart im „Litterarischen Echo“ über Platens Tagebücher und Oskar Panizza in der „Wiener Rundschau“ eben über Rimbaud. Und das führt wie dafür gemacht zu einer wichtigen Auffälligkeit der Rundschau-Arbeiten Arthur Eloessers. Er ist zweifelsfrei einer der ganz wenigen, wenn nicht gar der einzige Theater- und Literaturkritiker, Literaturhistoriker, der über seine gesamte Laufbahn hin immer wieder Sachbücher bespricht, die mit seinem eigentlichen Metier nichts zu tun haben. Im Dezember 1900 etwa behandelt er ein Buch des Fabrikanten Heinrich Freese, mit vollem Namen Johannes Carl Heinrich Freese (13. Mai 1853 – 29. September 1944), Titel „Das konstitutionelle System im Fabrikbetriebe“. Freese war der erste Unternehmer in Deutschland, der bei sich den allgemeinen Achtstundentag einführte und zwar am 3. März 1892.
Immer wieder sind es Brief-Ausgaben, Erinnerungen, man könnte bestimmte Themenkreise und Vorlieben eingrenzen, müsste dafür aber der Rundschau in der Rundschau teilweise den Rücken kehren. Genau das soll hier gerade nicht passieren. Immerhin: genannt sei als Dauerthema und Gegenstand Bismarck, und, wie dazu passend, eben auch in der Rundschau, die deutsche und internationale Sozialdemokratie. Im Februar 1900 widmet er sich einer Studie von Peter von Struve, einem deutschstämmigen Russen, der als Vertreter des so genannten „legalen Marxismus“ galt, Thema das „Ende des Marxismus“. Dass Struve auch einen gewissen Lenin beschäftigte, war Eloesser zu diesem Zeitpunkt sicher nicht bekannt. Ob er es später erfuhr, wissen wir nicht. Heft 9/1900 enthält ein Porträt von Wilhelm Liebknecht, der am 7. August in Charlottenburg gestorben war und dem am 12. August ein großer Trauerzug folgte, dessen Augenzeuge Eloesser wurde. Im August 1903 bespricht er das Buch „Denkwürdigkeiten und Erinnerungen eines Arbeiters“ von Karl Fischer, erschienen bei Diederichs in Leipzig, nennt es das merkwürdigste Buch, das ihm je vor Augen kam. Tausende Seiten des Naturalismus kämen dagegen der Wirklichkeit nicht so nahe.
Immer wieder demonstriert Eloesser in seinen Rundschau-Arbeiten eine Kompetenz, wie das heute heißt, die ihm Arbeitsfelder eröffnete, die anderen, selbst guten, Autoren verschlossen blieben. Spätestens mit seiner Dissertation über frühe Moliére-Übersetzungen waren seine Französisch-Kenntnisse schlagend nachgewiesen, schon in der Zeitschriften-Rundschau wuchsen ihm Themen allein deshalb zu, weil er die französischen Journale im Original lesen konnte und so blieb es in den Kürzel-Jahren für die Neue Rundschau. Auch seine Sensibilität für Übersetzungsqualitäten kommt ganz sicher aus der Arbeit mit und zu Moliére. Und dass einer, der lange in Paris lebte, sich für ein Buch mit dem Titel „Paris“ besonders interessiert, liegt auf der Hand. Im März 1900 nahm er sich ein solches Buch von Walther Gensel (29. November 1870 – 7. Mai 1910) vor, beide kannten sich vermutlich entweder vom Studium in Berlin her oder waren sich erst in Paris begegnet. Die Illustrationen stammten von Alfred Sohn-Rethel, nicht zu verwechseln mit dem 24 Jahre jüngeren Sozialphilosophen gleichen Namens. Im April 1900 bespricht Eloesser Novellen von Villiers de l' Isle-Adam in der in Brüssel verlegten Original-Ausgabe, dann einen Essay über den Humor.
Eloesser späteres Engagement im Schutzverband Deutscher Schriftsteller deutet sich inhaltlich schon an, als er sich im Mai 1900 zur Gründung des Goethe-Bundes in München und Leipzig meldet und das zum Anlass nimmt, sich über Zensur und die seinerzeit berüchtigte „Lex Heinze“ zu äußern. Im Juni greift er sich eine Büchlein mit dem umständlichen Titel „Steckbriefe erlassen hinter dreißig litterarischen Uebelthätern gemeingefährlicher Natur“ heraus, bei Schuster & Löffler erschienen, Verfasser ein Martin Möbius. Für besonders witzig unter den Steckbriefen erklärt er den über Otto Julius Bierbaum. Was er verschweigt oder nicht wusste: Bierbaum porträtierte sich selbst, er verbirgt sich hinter dem Pseudonym Möbius. Politischer als sonst ist Eloesser in seiner Juni-Rundschau. Er behandelt eine Broschüre mit dem Titel „Demokratie und Kaisertum“ von Friedrich Naumann. Der wurde zum Namenspatron jener am 1958 von Theodor Heuss begründeten Stiftung, die als parteinahe Stiftung der FDP fungiert. Dem Bürgermeister Dr. Karl Lueger (Wien) gilt ein Beitrag von Rudolf Springer in der „Nation“, den Eloesser vorstellt. Lueger (1844 – 1910) war Repräsentant eines aggressiven Antisemitismus, Springer das Pseudonym von Karl Renner.
Der wiederum wurde später der erste Bundespräsident des neuen Österreich nach 1945. Gustav Schmoller, ab 1908 von Schmoller, ist mit einem Auszug aus seinem Hauptwerk „Grundriss der allgemeinen Volkswirtschaftslehre“ Eloesser ein Gegenstand im August 1900. Der Rundschau-Autor erweist sich zum wiederholten Male auf einem ihm scheinbar fremden Gebiet als sehr kenntnisreich und vorgebildet. Da Schmoller seit 1882 in Berlin lehrte, kann studentische Erfahrung Eloessers angenommen werden. Medienkritisch zeigt er sich im Oktober 1900, als er der medialen Begleitung der Ernennung von Alfred Heinrich Karl Ludwig Graf von Waldersee an die Spitze des Militärkontingents gegen den chinesischen Boxer-Aufstand folgt. Und immer wieder fällt eine sehr große Vertrautheit mit dem Werk Nietzsches ins Auge. Die Zusammensetzung seines Bildes aus vielen einzelnen und verstreuten Aussagen wäre auf alle Fälle eine lohnende Aufgabe. Ebenso sein Blick auf Wilhelm Bölsche (2. Januar 1861 – 30. August 1939), der am ehesten noch als Repräsentant des Friedrichshagener Dichterkreises bekannt ist. Eloesser hat ihn in seinen Kürzel-Beiträgen erstaunliche dreimal behandelt, was später seine Literaturgeschichte nicht bekräftigt.
Jedenfalls: „Das Liebesleben in der Natur“, Wikipedia nennt Bölsche den Schöpfer des modernen Sachbuches, hat Eloesser in all seinen drei Teilen interessiert (Februar 1901 und Juni 1903). Auch sein Buch „Hinter der Weltstadt“, ein Sammelband mit dem Untertitel „Friedrichshagener Gedanken zur ästhetischen Kultur“, bei Eugen Diederichs in Leipzig 1901 erschienen, beschäftigt ihn nicht nur, sondern regt ihn zu autobiographischen Aussagen an. Im April 1904 beendet Arthur Eloesser seine Verfasserschaft innerhalb der das jeweilige Heft beschließenden Rundschau, bleibt aber noch bis September 1932 Autor der Neuen Rundschau. Unter der Überschrift „Thiers und Bismarck“ kommt er letztmalig mit Kürzel als Experte für deutsch-französische Geschichte zu Wort. Thiers hat keine echten Memoiren geschrieben, seine unterschiedlich knappen Aufzeichnungen sieht der Kritiker dennoch als substantielle Ergänzungen zu den entsprechenden Hinterlassenschaften Bismarcks. Vor 1900 erschienen die Rundschauen in der Rundschau ganz ohne Zeichnung, keine Namen, keine Kürzel, nach April 1904 ist Eloesser nicht mehr vertreten. Es gilt also: 27 mal „E-r“, ein einziges Mal, gleich am Anfang, nur „-r“ liefern solide Mengen Stoff.
Nicht unerwähnt soll zum Schluss bleiben, dass Arthur Eloesser natürlich auch seinen Kernthemen in seinen Rundschauen hinreichend Platz einräumte. Mit der „Romanindustrie“, vor allem den Zeitungsromanen, befasste er sich im März 1900, sehr viel eigene Erfahrungen als Betreuer des Fortsetzungsromans in der Vossischen Zeitung hatte er da noch nicht. Das Fontane-Buch des Kollegen Franz Servaes, 1900 in der Reihe Die Dichtung als Band XXIV erschienen, bewegte ihn, ebenso im August eine Broschüre „Los von Hauptmann“, verfasst von Hans Landsberg, der auch über Eloessers Freund Otto Erich Hartleben geschrieben hatte. Zu einem ebenfalls Hartleben geltenden Artikel der Zeitschrift „Nord und Süd“ schonte Eloesser dessen Verfasser (oder bestrafte ihn), indem er seinen Namen nicht nannte. Stoff zu behandelnden Theater-Themen lieferten die „Hannoversche Dramaturgie“ von Richard Hamel (3/1900), „Das Wiener Burgtheater“ von Rudolf Lothar“ (5/1900), „Der Schauspieler“ von Max Martersteig und „Drama und Theater“ von Alfred von Berger (12/1900). Im Mai 1900 schrieb Eloesser in seiner Rundschau: „Bei uns ist die Ignoranz noch keine Schande, sie wird sogar mit Stolz als eine Rüstung getragen.“ Darauf 2023 einen Toast!