Privatmann Andreas Taliban Trautvetter

Stefan König, der unter seinem Pseudonym Stephen King als Big Foot der Horror-Szenarien gilt, sollte sich für den Fall, dass ihm dann doch nur noch jede zweite Idee gruslig genug erscheint für seine weltweite Fangemeinde, einen Thüringer Bürgerinitiativen-Newsletter abonnieren. Die Horrorvisionen, die dort in schönster Regelmäßigkeit entworfen werden, stellen alles in den Schatten, was bisher an Kellergeistern, Wolfswiedergängern, Zombies, Grob- und Brutalmutanten, Gully-Alligatoren und Compagnon je entworfen wurde. Die Wutbürger-Sporen, die medial über Deutschland verteilt wurden, haben inzwischen hinter jeder Baugrube größer gleich vierunddreißig Quadratzentimeter einen potentiellen Keimplatz gefunden, um bei Bedarf ins Myzel zu schießen. Die Bürgerinitiative ist zur hoffnungsvoll einzigen Lebensform geworden, in der Tunnelblick nicht als behandelbare Störung, sondern als Grundvoraussetzung für lebensfrohe Mitgliedschaft gilt.

Was immer es ist, heißt der Kampfruf der BI, wir sind dagegen. Und wir schlagen alternativ vor, das, wogegen wir sind, fünfzig Kilometer weiter zu realisieren, dann sind wir nicht mehr dagegen, beim heiligen Florian. Falls es mit den fünfzig Kilometern nicht klappen sollte, schlagen wir überdies vor, eine ganz andere Alternative zu realisieren, die unser diensthabender Ruhestandsphysiker entwarf, dem beim Anfertigen der ersten Entwurfszeichnungen unser diensthabender Ruhestands-Ingenieur assistierte. Wir laden nur die Presse ein, die den letzten halbwegs sachverständigen Redakteur als zu teuer und zu eigendenkerisch entlassen hat, die repetiert dann noch den abenteuerlichsten Mumpitz als Widerstandsbewegung von ganz unten gegen die ganz oben, in unserem Falle gegen Erfurt.

Genussvoll erzählt, schreibt der durchblickende Durchblicker der Gnadenlos-Zeitung FREIES WORT ausgerechnet am 21. Juli, der Privatmann Andreas Trautvetter, ich erinnere mich eines blondierten Rennrodlers gleichen Namens, davon, dass er im Wirtschaftsministerium als „Tannenzapfen-Taliban“ bezeichnet wird. Ich hätte, wenn ich ehrlich bin, auf Anhieb keinem Erfurter Ministerium derartig erfinderische Pfiffigkeit zugetraut, dergleichen saublöde Vergleiche wachsen im allgemeinen in Journalisten-Hirnen, die während des Oberseminars „Prägnantes Formulieren“ in ihrer Publizistik-Akademie ins Väter-Jahr gingen. Nun mag ja sein, dass der Mann namens Trautvetter in seinem früheren Leben einmal einen eigenen Ghostwriter beschäftigen durfte, der nach dem dritten Bier zum Schelm wurde und das hat auf den Chef abgefärbt. Trautvetter jedenfalls, respektive der Mann seines Namens, teilt mir der schreibende Repetitor mit, empfinde die Bezeichnung Taliban als Belobigung.

Sollte dieser Privatmann Andreas Trautvetter tatsächlich mit jenem identisch sein, den die CDU über längere Zeit für ministrabel ansah, dann wäre es Zeit, innerhalb der CDU über ein Parteiausschlussverfahren nachzudenken. Wir verteidigen die Freiheit und Deutschland am Hindukusch immerhin gegen Taliban. Oder habe ich den entsprechenden Liedtext missverstanden? Neben diesem seltsamen Trautvetter agieren, wenn ich dem Repetitor folgen will, was mir freilich arg schwer fällt, lustige Experten. Sie sehen nicht nur wie Trautvetter selbst Nebel über Oberhof kommen, gegen die der Nebel in „The Fog“ nur ein blickdichtes Engelsfürzchen war. Sie sehen unerklärliche Phänomene. Wenn das Schmalwasser zu klein ist, wie der Alt-Physiker Wirth behauptet, wie kann dann ein kleineres Pumpspeicherwerk bei Luisental sich besser eignen. Also: Wenn klein zu klein ist, wie kann dann noch kleiner groß genug sein?? Werden Journalisten heute nur dann zur Berichterstattung in Marsch gesetzt – ich nutze dieses militaristische Vokabular nur, weil diejenigen, von denen die Rede ist, ständig „mobilisieren“, als wäre die Generalmobilmachung neuerdings die einzige basisdemokratische Aktivität von Rang und Namen – wenn sie vorher versprochen haben, über das vor Ort gehörte nicht länger als zwei Nanosekunden nachzudenken??

Die Power-to-Gas-Technologie, lese ich, die die ohnehin angesichts des supersubventionierten Solarstromes luschigen unrentablen Pumpspeicherwerke cool ersetzen könnte, warum ist darauf nur noch niemand gekommen, hat eigentlich tatsächlich jede Bürgerinitiative einen verhinderten Technologie-Nobelpreisträger in der Hinterhand, diese Technologie ist so einfach, dass man sie gar nicht erst lange erläutern muss, ihre bisherigen Realisationsstandorte sind so bekannt, dass man sie gar nicht erst nennen muss. Jedenfalls wird da Strom in Methan und dann Methan in Strom verwandelt. Als Laie frage ich, warum nimmt man dann nicht gleich Methan? Die Rinderherden dieser Welt furzen derart viel Methan in den Himmel, da müssen wir doch nicht erst Strom in Methan verwandeln und das dann wieder in Strom.

Jetzt kommt freilich die Stelle, wo ich sage, ich bin auch nicht besser als die, über die ich meckere. Denn ich würde mir sofort eine alte Chemikerin holen wegen der Frauenquote, dann zwei Hobby-Klimaforscher, die über den Einfluss von Methan auf das Ozonloch jeweils tausenddreihundert Fachbücher und Fachartikel gelesen haben, dann würde ich noch drei Nachbarn einladen, sich mit mir an der Damentoilette des Kinderkanals in Erfurt festzuketten und nicht eher zu weichen, bis die Methanwandlung ins Fichtelgebirge verlagert wird. Sollte sich ein Journalist nähern mit einem Fotografen an der Seite, würde ich sagen: Schauen Sie sich die Müllverbrennungsanlage in Suhl an. Ihr Bau war mit dem Ende des Tourismus verbunden, mit dem Ausfällen von vielen Tonnen Gift, wenn ich mich an BI-Leserbriefe in FREIES WORT recht erinnere. Es müssen also seltsame Phantome sein, die täglich zuhauf die Abfahrt Oberhof benutzen. Oder wollen die nur einen Horror-Duathlon absolvieren? Erst Müllwölkchen, dann Pumpspeicher-Grusel und umgekehrt?


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