20. November 2020

Lektüre-Protokoll: Gestern mit „Heinrich von Kleist“ von Arthur Eloesser zu Ende gekommen, seit 1905 nicht wieder gedruckt, in der Kleist-Forschung der jüngeren Jahre geradezu peinlich ignoriert, ausgerechnet ein alter Nazi ist der einzige, der Eloesser wenigstens im Literaturverzeichnis nennt. Heute Ruth Klügers „Von hoher und niedriger Literatur“ in einem Zug, es sind nicht sehr viele Seiten, die aber haben es durchaus in sich. Klüger war die zweite Autorin, die zur Bonner Poetik-Vorlesung eingeladen wurde und den zweiten Teil ihres Vortrages nannte sie: „Missbrauch der Erinnerung: KZ-Kitsch“. Hätte ein Nicht-Jude den Satz schreiben dürfen: „Der Holocaust eignet sich hervorragend für Kitsch und Pornografie.“? Diese kürzlich gestorbene alte Dame war nicht nur klug, sie war klüger: sie war Ruth Klüger. Ich bin froh, dass ich den Dokumentarfilm über sie nicht verpasste, der nach ihrem Tod im Fernsehen lief, natürlich spät. Nun weiß ich: sie liebte Krimis.


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