8. Januar 2022

Das erste Buch, das ich im neuen Jahr zu Ende lese, heißt „Tausend und eine Premiere“. Der Titel ist natürlich Unfug, denn auch ein Kritiker, der 60mal im Jahr ins Theater geht, verfehlt das Ziel, in fünfzehn Jahren auf tausend Premieren zu kommen. Bei knapp siebzig Premieren im Jahr würde es rechnerisch reichen, nur ist die Realität nicht rechnerisch. Wie auch immer: irgendein Titel musste her für das Buch von Hans Weigel, der meistens klug schrieb und auch gut und Formulierungen fand, die Chancen hatten, von mir mit gelbem Textmarker herausgehoben zu werden in meinem Exemplar. Nur wenn er gegen Brecht geiferte, geiferte er. Österreich hatte über Jahre zwei Geiferer gegen Brecht: neben Hans Weigel war es Friedrich Torberg und dass beide 1908 geboren wurden, eint sie eher zufällig. „Und es zeigt sich, dass die Zeit für das wahre Zeitstück erst da ist, wenn die Zeit, die gespielt werden soll, nicht mehr da ist.“ Dagegen kein Wort. Intendanten sollten es lesen.


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