10. März 2021

Jubiläen haben etwas. Wahrscheinlich haben sie in ereignisarmen Zeiten sogar noch mehr als etwas. Gestern vor einem Jahr die ersten deutschen Corona-Todesfälle, heute vor fünf Jahren soff der liebe Leitzins auf null Prozent ab. Inzwischen verlangen Banken bereits eine milde Spende über alle Gebühren hinaus, wenn sie unsere Möpse aufbewahren. Gestern wurde Christian Friedel 42 Jahre alt und wir sind immer noch traurig, dass sein Dresdner Macbeth im Corona-Meer ersoff. Ich werde ihn wohl, bis meine Leselampe ausgeblasen ist, immer im Bademantel über die Staatsschauspiel-Bühne schlurfen sehr, das war ein „Käthchen von Heilbronn“! Aus dem gestern zu Ende gelesenen Büchlein „Dramaturgisches. Ein Briefwechsel“ von Max Frisch und Walter Höllerer diese kleine Kostprobe: „Wer von der Literatur erwartet, dass sie das Weltbild bestimme, wird also von einem gewissen Minderwertigkeitsgefühl nicht verschont bleiben.“ Nichts erwarten erspart Enttäuschung.


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