16. September 2025
Für einen, der selbst im Laufe der Jahrzehnte, so muss ich es ja nun schon formulieren, so um die 700 bis 750 Gedichte geschrieben hat, nur dreieinhalb Dutzend davon sind auch veröffentlicht, lese ich wenig Gedichte. Wenn ich von Heine absehe, von dem ich alle las, ist nur Günter Kunert allein auf weiter Flur, von dem ich ganze Reihen seiner Lyrik las. Jetzt bin ich bei Jens Gerlach. Nicht aber, weil ich ihn plötzlich entdeckte oder vor sehr vielen Jahren seine „Dorotheenstädtischen Monologe“ las, sondern weil er 2026 zu denen gehört, deren 100. Geburtstage mich beschäftigen sollen. Mit „Der Gang zum Ehrenmal“ und „Das Licht und die Finsternis“ fing ich an. Gerlach war eines der seltenen schreibenden Exemplare, die von West nach Ost auswanderten. Unter den 1926 Geborenen waren solche, die sich dem Führer schenkten, indem sie freiwillig in die Waffen-SS eintraten oder solche, die das nicht taten, wie Heinz Knobloch. Fast alle sind inzwischen mausetot.