Arthur Eloesser und Jacob Burckhardt

Nicht weniger als acht Bände umfasst die vom Schweizer Historiker Werner Kaegi verfasste Biografie des Schweizer Historikers Jacob Burckhardt. Wer alle Bände auf einmal antiquarisch erwerben möchte, darf nicht wählerisch sein, es gibt sie selten bis nie im Paket, immer nur einzeln oder maximal zu zweien oder dreien. 260 Euro müsste man heute nach Hamburg überweisen, die Versandkosten nicht inklusive, um sich knapp 4000 Seiten mit 182 Tafeln Schwarz/Weiß-Abbildungen zu gönnen. In die Verlegenheit, das alles lesen zu müssen, ist Arthur Eloesser nicht gekommen, auch wenn Werner Kaegi immerhin schon seinen 37. Geburtstag feierte (am 22. Februar 1938), als der Kritiker eben erst in Berlin gestorben war: am 14. Februar 1938. Auch der auf meine Küchenwaage stolze 2211 Gramm bringende Repräsentativ-Band „Große Schweizer und Schweizerinnen. Erbe als Auftrag“ stand ihm nicht zur Verfügung, der erschien erst 60 Jahre später im Gut & Co. Verlag Stäfa am oberen Zürichsee. Goethe-Freunden ist der Ortsname wohl vertraut, weil ihr Heros anno 1797 dort seinen Freund Johann Heinrich Meyer besuchte, den sie gern den „Kunscht-Meyer“ nennen, was ihm nachträglich weder weh tut noch substantiell schadet.

Dass Arthur Eloesser nur gelegentlich auf Jacob Burckhardt zu sprechen kam und nie ausführlich, mag die erklärlichste Ursache darin haben, dass Historiker eben nicht die bevorzugten Gegenstände von Literaturkritikern und Literaturhistorikern sind. Im speziellen Fall ist es eher verwunderlich, dass der eine nicht öfter und umfassender auf den anderen einging, denn Eloesser selbst wollte ursprünglich Historiker werden, Geschichte studieren, auch später lehren, und es geht die Legende, er habe seine diesbezüglichen Ambitionen begraben nach der akademischen Berliner Erfahrung mit dem Antisemiten Heinrich von Treitschke. Gerichtsfeste Beweise für letztere Behauptung kenne ich nicht. Der einmal gelegte Keim, wenn wir das schwach bildlich so nennen wollen, saß immerhin so fest, dass der zu Erich Schmidt gewechselte Student zeit seines Lebens wieder und wieder auf Geschichte zurückkam, ausdauernd historischen Ereignissen und Persönlichkeiten nachspürte, deshalb vor allem auch unermüdlich nach Tagebüchern Ausschau hielt, Briefwechseln seine Aufmerksamkeit schenkte und dabei, das darf nun wirklich niemanden verwundern, stets auch der ästhetischen, der im engeren Sinne literarischen Qualität dessen nachspürte, was er vorfand.

„Burckhardt gab seinen Freunden die schlechtesten Ratschläge, wenn er, selbst ein passionierter Feinschmecker der Geschichte, sogar die Schwäche eines Geibel zur historischen Tragödie ermutigte; aber der Kulturhistoriker der Renaissance, Vorbild und auch Förderer Nietzsches, war ein souveräner Künstler der Darstellung, als Forscher mit jedem Detail vertraut, als Erzähler zusammenfassend, verlebendigend und immer bildhaft.“ So nachlesbar in Band II von Eloessers Literaturgeschichte. Es enthält Eckpunkte der Bewertung, die in Eloessers Blick auf Burckhardt wiederkehren: hohe Qualität eigenen Schreibens bei gleichzeitig oft verblüffender Unfähigkeit, just diese Qualität bei anderen Autoren zu erkennen oder zu vermissen. Was im Zitat für Geibel galt, gilt dem Kritiker auch für Paul Heyse. Mit dem war Burckhardt zeitlebens befreundet und vielleicht gerade deshalb außerstande, dessen tatsächliche Bedeutung so zu erkennen, wie sie Eloesser ziemlich niedrig veranschlagte. Karl Immermanns „Merlin“ ist ihm dafür ein weiteres Beispiel: „Jakob Burckhardt, über zeitgenössische Dichtung meist unberaten, nannte dieses pathetische Epos die wichtigste und unabhängigste Parallele, um nicht zu sagen Ergänzung zum Faust.“

Beim „Faust“ aber hört bekanntliche jede Freundschaft auf. „Auch aus Basel, der alten oberrheinischen Vermittlerin zwischen der Schweiz und Deutschland, stammte Jakob Burckhardt, der glänzendste Kunst- und Kulturhistoriker der Zeit; er studierte in Berlin, verkehrte im Kuglerschen Hause wie später Gottfried Keller, ließ sich bei Bettina von Arnim von Goethe erzählen, schwärmte in Bonn mit den Kinkel, Geibel, Freiligrath, selbst ein Poet dieses Poetensommers, der mehrere Jahre dauerte. Aber seine Gedichte, auch im schweizerischen Dialekt, hat der ungeheuer selbstkritische Mann einstampfen lassen.“ Nicht alle, wie wir wissen, denn der Schweizer Werner Weber, der sich nicht eben oft über Jacob Burckhardt äußerte, griff sich just eines dieser Dialekt-Gedichte heraus: „By Liecht“ aus dem 1853 zu Basel in der Schweighauserschen Verlagsbuchhandlung erschienenen Band „E Hämpfeli Lieder“. Weber deutet dezent, sehr dezent, aber merklich, dennoch darauf hin, dass der Biograph Kaegi just mit diesen Gedichten die Probleme hatte, die Männer eben damit haben, anderen Männern homoerotische Neigungen zuzuschreiben in Zeiten, da dies als Tabu gilt. Oder gar als Straftatbestand des bürgerlichen Gesetzbuches.

In Eloessers frühester Äußerung zu Burckhardt geht es um sieben Briefe. Es sind Briefe an einen gewissen Albert Brenner, zwei davon lassen sich bequem im „Projekt Gutenberg“ nachlesen, vollständig sind sie auch separat gedruckt worden und in Zeitschriften wie „Der Kunstwart“, die Drucke umfassen je nach Format 14 oder 22 Seiten. Überall ist dabei von Jacob Burckhardts Schüler Albert Brenner die Rede, die Briefe entstammen den Jahren 1855 und 1856. Da es auch im Leben von Friedrich Nietzsche einen Albert Brenner gibt, der ihn nach Sorrent begleitet, Briefe an ihn schreibt und mindestens einen überlieferten auch bekommt, nur eben zwanzig Jahre nach dem „Schüler“ Burckhardts, entsteht die Frage nach der Person dieses offenbar nicht alternden Mannes, der Schüler war 1855/56 und 19 Jahre alt 1876. Dass es sich um zwei Personen zufällig gleichen Namens handeln könnte, wäre wiederum sehr merkwürdig, zumal sich Burckhardt und Nietzsche zu Zeiten nicht nur räumlich nahe standen. Arthur Eloesser hält sich in seinem Beitrag für die Vossische Zeitung vom 14. Juni 1901 in dieser Hinsicht weitgehend bedeckt, ihm sind die Briefe Burckhardts vor allem als Zitaten-Quellen wichtig, weil sie ganz bestimmte Themen bedienen.

„Es ist geradezu rührend, wie der später so zurückhaltende, vor der Welt verschlossene Mann diesen jungen Studenten über Leben, Kunst, Wissenschaft aufzuklären sucht … In diesen sieben Briefen ist kein gleichgiltiges Wort“, liest man da. Aber eben auch: „Die vorliegenden Briefe sind an den Studiosus der germanischen Philologie Albert Brenner in Basel gerichtet, der dort zu Burckhardt in engere Beziehung getreten war; er wurde später Lehrer an der Oberen Industrieschule in Zürich und hat sich wenigstens in der Schweiz als Lyriker und wissenschaftlicher Sammler volksthümlicher poetischer Ueberlieferungen einen geachteten Namen gemacht.“ Woher Eloesser diese Kenntnis bezog, war bis jetzt nicht in Erfahrung zu bringen. Denn ihm ging es eben um Burckhardt und nicht um Brenner, noch weniger um eine mögliche homoerotische Beziehung beider, ob einseitig vom Älteren her oder gegenseitig. Eloesser griff für seine Leser heraus, was der Historiker über die frühen Gedichte Brenners sagt, was er zu Deutungen des „Faust“ für den wissbegierigen jungen Mann meint und schließlich um Ratschläge für dessen Lebensbahn: „Selbst die Größten, die um des Erwerbs willen produziren, haben schwere innere Einbußen erlitten.“ Was viel oder wenig besagt.

„Sie wissen noch nicht, was wir Menschen für Bettler sind an den Pforten des Glücks“, warnt der Historiker seinen jungen Freund, nicht minder warnt er auch vor jenem Umgang mit Goethe, der auf das Heimtragen verbindlicher Lehren abzielt: „Es würde den alten Herrn tief schmerzen, wenn man im Faust feste Dogmen fände.“ Für Eloesser ist das, was Burckhardt hier in bester Absicht als väterlicher Pädagoge weitergibt, das Beste, „was je über diesen Gegenstand gesagt worden ist.“ Das wiederum macht neugierig genug, es abermals zu zitieren: „Es ist ein festes, unabweisbares Schicksal der gebildeten deutschen Jugend,, daß sie in einem bestimmten Lebensalter am Faust bohre und grüble … Goethe im Himmel (oder wo Sie wollen) freuet sich darüber, daß die deutsche Jugend wie im Leben, so auch in seinem Gedichte mehr irrt und sucht, als fertige Resultate gewinnt. … Die edelsten Geiser haben alle diesen Weg gehen müssen, weil sie feste Wahrheiten suchten; das Gedicht neckte Sie … und hinterließ Ihnen zuletzt gar keine Wahrheiten, aber einen geläuterten Trieb nach Wahrheit ...“. Burckhardt riet Brenner dringend, „diesen ganzen Trödel wieder auf die Lesegesellschaft, von wannen er gekommen ist“, zu tragen, also weg mit der „Sekundärliteratur“!

In seiner Literaturgeschichte deutet Eloesser auch auf die unmittelbaren Wirkungen Burckhardts in der Schweizer Literatur hin: „Durch ihn lernte Conrad Ferdinand Meyer für seine Novellen das historische Sehen und Gruppieren, das Besetzen des Schauplatzes mit historischen Figuren. Keller war nie in Italien, brauchte den Süden nicht, den er schon mit einem intuitiven über die Berge reichenden Malerblick in sich hatte; wenn es eine Kunstverwandtschaft zwischen ihm und Burckhardt gibt, so ist es ihre Bildhaftigkeit, ihre Fähigkeit des Kolorits wie der individuellen Gestaltung, die durch eine hochgezüchtete Sprachkraft sich zum letzten plastischen Ausdruck erhöht.“ Speziell auf Conrad Ferdinand Meyer bezogen später noch einmal: „Eine starke Anregung empfing er aus Burckhardts Kultur der Renaissance, nicht nur die historischen Stoffe, sondern auch die Aufforderung, große, über alles bürgerliche Mittelmaß aufragende Erscheinungen, ohne alle Einsprüche der Moral, nur durch ihren ästhetischen Schein zu gestalten.“ Auch dem bis heute einzigen Nobelpreisträger für Literatur aus der Schweiz, Carl Spitteler, war er hilfreich. Spitteler (24. April 1845 – 29. Dezember 1924) war in Basel am dortigen Pädagogium sein Schüler.

„Als ihm sein Lehrer Jakob Burckhardt einmal den Ariost in die Hand gab, war seine Richtung auf das Epos entschieden, das eine Ausströmung des Mutes, der Abenteuerlust, der Freude an dem äußeren Glanz des Daseins sein sollte, niemals nur realistisch oder prosaisch.“ Eine ganz kurze Erwähnung Burckhardts findet sich 1903 im Zusammenhang mit Heinrich Knaust (31. August 1520 in Hamburg – 7. November 1580 in Erfurt), ebenfalls in der Vossischen Zeitung: „Heinrich Knaust ist einer von den kleinen Literaten dieser Zeit gewesen, zu deren charakteristischen Merkmalen Jacob Burckhardt in seiner „Kultur der Renaissance“ die Entstehung des literarischen Ruhmes rechnet.“ Erst mitten im Weltkrieg kam Eloesser abermals auf Burckhardt zurück. In der Oktober-Ausgabe der „Neuen Rundschau“ des S.Fischer-Verlages schreibt er über den „Briefwechsel zwischen Jakob Burckhardt und Paul Heyse“. Es handelt sich um eine Buchbesprechung eines 1916 in J. F. Lehmanns Verlag München erschienenen Bandes, Herausgeber Erich Petzet, den der Kritiker nicht erwähnt. Er war Bibliothekar und Literaturwissenschaftlicher, gab neben dem genannten Briefwechsel auch den zwischen Theodor Fontane und Paul Heyse heraus, schrieb selbst unter anderem ein Buch über „Paul Heyse als Dramatiker“, Stuttgart 1905 (bei Cotta), 103 Seiten stark.

„Die Schwärmerei für Italien hat der Freundschaft dieser beiden Männer das haltbare Fundament gegeben, die beide mit der unabänderlich gerichteten Sehnsucht nach dem Süden schauten, allerdings aus so verschiedenen Augen wie ein Raubvogel und wie ein Singvogel.“ Eloesser verleugnet auch hier nicht seine Skepsis, wie so etwas funktionieren mag über Jahre, und da er die Tatsache nicht leugnen kann, sucht er wenigstens nach halbwegs entschuldigenden Erklärungen. Er findet sie, „weil sie Jugendfreunde waren und weil sie als Männer sich nur noch so gelegentlich berührten, dass sie sich aus der fortlaufenden Quelle ihrer Erinnerungen immer wieder einen neuen Gruß zutrinken konnten.“ Geringzuschätzen ist das überhaupt nicht, jedes halbwegs funktionierende Klassentreffen zeigt immer eines zuerst: wie gut Menschen miteinander auskommen, selbst wenn sie sich Jahre nicht oder nur selten sahen, eben weil sie auf einer Schulbank saßen. Burckhardt und Heyse hatten sich in Berlin kennengelernt im Haus von Franz Kugler, der später Schwiegervater von Heyse wurde, weil er wiederum später, am 15. Mai 1854, dessen Tochter Margarethe (für sie gibt es Schreibweisen mit h und ohne, mit e am Ende oder mit a) heiratete, mit ihr vier Kinder hatte.

206 Seiten umfasst der Briefwechsel in der Buchausgabe, die auf Eloessers Schreibtisch landete und er nimmt sich das Recht des Kritikers von Rang, abzuschweifen, wenn ihm so ist. Er schweift ab zu Betrachtungen über das Berlin der 50er Jahren des 19. Jahrhunderts, schlägt seinerseits vor, dieser Epoche die Anerkennung „Berolinum Viris Sacrum“ zu verleihen, was etwa mit „Berlin ist den Männern heilig“ zu übersetzen wäre. Das korrespondiert mit der tradierten Italien-Formel „Italia diis sacra“, vollständig „Haec est italia diis sacra“, dem jüngeren Plinius entnommen, sinngemäß zu verstehen als „Italien ist den Göttern heilig“. „Doch man schwärmt nicht von Berlin, man schwärmt von Italien, dem Lande der Kastanien, der Wallfahrtskirchen und Fresken, wie Burckhardt es immer wieder mit zärtlicher Verliebtheit nennt. Dieses unenttäuschbare Gibellinentum war das Aktivum seines Wesens.“ Nur sehr geschulte Geschichtskenner erinnern sich vielleicht, was Ghibellinen waren: Anhänger des Kaisertums im Gegensatz zu Guelfen, die an der Seite des Papstes standen, in Italien wird man öfter an sie erinnert als in Charlottenburg, wo Eloesser seinen Wohnsitz hatte und seine Militärzeit hinter sich, als ihm die korrespondierenden Italien-Schwärmer Thema wurden.

Vor allem Burckhardt, Heyse nicht annähernd vergleichbar: „Den Rest seines Lebens versuchte der Baseler Professor, der in seinem Amte mit so mühevoller Gewissenhaftigkeit wie sein Nachfolger Nietzsche arbeitete, sich möglichst in schicksalloser Passivität, in ereignisloser Windstille zu verhalten. … Ein Häuschen am Rhein, ein Klavier und ein Fäßchen Burgunder verlangte er zu eigen, um still trinken und schwärmen zu dürfen. Man kann sich den Verfasser der „Kultur der Renaissance“ kaum so denken, der eines unserer männlichsten, zugreifendsten, gehaltvollsten und adligsten Bücher geschrieben hat, der – hier wird es gesagt – dreitausendsiebenhundert Zettelchen sammelte, um einen Extrakt daraus zu pressen … Burckhardt hat sich so in die Enge und Stille zurückgezogen, daß die Persönlichkeit hinter seinen Büchern sich schwer auffinden läßt, … er dürfte als der einzige zurückbleiben, der schließlich ganz nach innen lebte, der Ruhm und Wirkung als gleichgültig fortwarf. Wir bedauern dieses entschlossenste Selbstbegräbnis … Der große Historiker … bekommt plötzlich die ganze Geschichte satt, wenigstens wie er sie betrieben sieht, als das gelassen objektive Geltenlassen aller Standpunkte und Epochen; er hält es für fruchtbarer, einmal einseitig und intolerant zu werden“.

Die Frage stellt sich nicht, ob hier ein Porträt entworfen ist zu warnender Abschreckung oder doch eher zu empfohlener Nachahmung. Eine Tatsache bleibt: Jacob Burckhardt brachte viel nicht zu Ende, die „Kulturgeschichte Griechenlands“ vor allem, im Bücherschrank meiner Eltern wegen der puren Breite des Rückens immer ein Hingucker für das des Lesens noch unkundige Einzelkind, die „Weltgeschichtlichen Betrachtungen“ etwa, die der mit der geschichtsphilosophischen Problematik des Fortschrittsbegriffes befasste Diplom-Philosoph sich mit eigenem Geld erwarb. „Frühvergreist und von zahlreichen Altersbeschwerden geplagt, starb B. am 8. VIII. 1897. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Basler Wolfs-Gottesacker.“ heißt es bei Bernd-Ulrich Hergemöller in „Mann für Mann“. „Wer das Naheliegende gern ergreift, wird den Freundschaftsbund von Burckhardt und Heyse nach diesen Briefen als ein Bündnis gegen abgestandene Romantik, gegen das Junge Deutschland, für eine tendenzfreie künstlerische Kultur unschwer verstehen. Wer sich lieber unter dem Literarischen und seinen Täuschungen ins Menschliche verliert, wird in einer fast idyllischen Ausgabe die Tragödie eines Meisters finden“. Dass Eloesser zu Letzterem neigt, versteht sich.

Eines Meisters, „der das Seinige einmal getan hatte und der dann in einer nicht recht erkennbaren Hemmung sein Haus bestellte und Türen und Fenster schloß, vor den Blicken und Rufen der Welt sich in Verborgenheit bewahrend. Jakob Burckhardt bestimmte sich zu der wahren Einsamkeit, die den Gedanken der Unwirksamkeit erträgt, und er hinterließ um so größeren Kampfplatz seinem Verwandten und Nachfahren, der durch das Wappen des Adlers und der Schlange die Menschheit auf seine Einsiedelei aufmerksam machte.“ Hier ist Friedrich Nietzsche gemeint. „Burckhardt, der Basler Pionier der Kultur- und Kunstgeschichte, hat das Genie seines jungen Kollegen, des Professors für Philologie und angehenden Dichters und Denkers Nietzsche, nie verkannt. Die Radikalität, mit der Nietzsche sein großes Projekt der Umwertung aller Werte vorantrieb, war Burckhardt jedoch unheimlich. Nietzsche seinerseits wollte diese zunehmende Distanzierung seines älteren Kollegen nicht sehen. Er sprach ihn noch in einem seiner letzten Briefe als unseren »großen, größten Lehrer« an.“ Das ist nicht mehr Eloesser, das ist Verlagswerbung für das Buch „Burckhardt und Nietzsche im Revolutionszeitalter“, Autor ist der Schweizer Soziologe Emil Walter-Busch.


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